Guckkastenraum

Die auf den Fensterbänken präsentierten Guckkästen geben dem Raum seinen Namen. In eigens eingerichteten Kästen können die zarten Kupferstiche des 18. Jahrhunderts, die durch Spiegeleffekte eine perspektivische Wirkung illusionieren, betrachtet werden. Die bis ins 19. Jahrhundert beliebten „Guckkastenbühnen“ finden sich heute nur noch in wenigen Museen, so zum Beispiel Nürnberg, München, Berlin, Kassel und Aachen.

Neben zwei biblischen Themen – der Geburt Christi und der Anbetung der Magier – sind es vor allem bühnenartige Themen der Rokoko-Gesellschaft. Titel wie „Comoedie im Gartenpavillon“ oder „Spaziergang bei einer Fontaine“ schildern den Müßiggang adliger Damen und Herren in zeittypischer Kleidung in der Architektur des 18. Jahrhunderts. Andere Szenen wie die „Hirschjagd“, bei der eine Jagdgesellschaft zu Pferde mit Hunden das Rotwild treibt, oder das „Laubhüttenfest“, das einen Maskenball mit Pierrot in einer Theaterarchitektur schildert, zeigen verschiedene Arten des Zeitvertreibs der adligen Gesellschaft der Rokoko-Zeit. Unter dem Titel „Freymaurerloge“ gewährt ein Guckkastenszenario Einblick in diesen mystischen Geheimbund, der nach der Gründung der Großloge von London 1717 zunehmend Verbreitung fand. 1737 firmierte sich die „Loge d’Hambourg“, später bekannt unter der Bezeichnung „Absalom“, die durch Kronprinz Friedrich von Preußen gefördert wurde. Im Guckkasten beschäftigen sich Männer in edler Garderobe mit Dreispitz mit wissenschaftlichem Gerät, im Vordergrund sieht man einen Freimaurer mit astronomischen Instrumenten, wohl einer Armillarsphäre, dahinter vermessen zwei Personen einen Globus mit einem Zirkel.

Sämtliche Bühnenbilder erzeugen bereits durch die Motivwahl eine Perspektivwirkung: Wie bei den in die Tiefe führenden Gartenlandschaften oder Architekturfluchten wird auch bei der „Freymaurerloge“ durch die Besetzung verschiedener Bildebenen der Einblick in einen perspektivischen Raum illusioniert.