Krone aus der Oper „Ernani“
Premiere: 07.06. 2025,
Kostümbild: Valentin Köhler
von Susanne Pestel (Modistin in der Kostüm- und Maskenabteilung des Theater Aachen)
Zuallererst wurde gut recherchiert und es wurden alle wichtigen Informationen gesammelt, um die sogenannte Reichskrone, die legendarisch oft auf Karl den Großen zurückgeführt wird und mit der die deutsch-römischen Könige des Mittelalters gekrönt wurden, so detailgetreu wie nur möglich nachzuempfinden. Wichtig waren beispielsweise die Maße, die Steinauswahl sowie die Inschrift auf dem Bügels rechts und links. Auch die bildlichen Darstellungen der einzelnen Platten waren wichtig für Realisierung der Plattenkrone und mussten entsprechend recherchiert werden. Schnell wurde dabei auch deutlich: Sowohl die echte als auch die nachgeahmte Krone sind von beeindruckender Größe.
Dann konnte ein Schnitt erstellt werden. Alle Elemente wurden aus Decofil – eine Füll- und Spachtelmasse – zugeschnitten und mit einem Gewebefüller bepinselt. Dieser riecht stark, hat aber den Vorteil, dass sich das Material an der Oberfläche schließt, um es dann weiter bearbeiten zu können. Nach einer kurzen Trockenzeit ging es an die Bilder, welche die Krone zieren. Sie wurden extern, digital auf selbstklebende Folie gedruckt und von uns auf das Unterformmaterial geklebt. Eine Litze wurde passend um das Bild gelegt und festgenäht. Dies sollte mehr Tiefenwirkung und eine Art von Rahmung erzeugen. Danach kam wieder der Gewebefüller zum Einsatz und die Litze wurde betupft. Nach einer weiteren Trockenphase, konnte mit der Verzierung der Krone weitergemacht werden. Das Original wiegt knapp 3,5kg. Das ist nicht verwunderlich: Die Menge an echten, ungeschliffenen Edelsteine, welche verarbeitet wurden, ist enorm. Unsere Krone trägt ersatzweise unechte Edelsteine, die jenen auf der Krone aber farblich ähneln.
Fast jeder Stein wurde in einer goldenen Borte eingefasst und mit einer Zange umwickelt, um den Eindruck zu erwecken, die Edelsteine hätten eine Fassung. Die vielen Edelsteine wurden samt halbierten Kunststoffperlen, ringsherum der Litze auf die Platten geklebt. Nachdem alle Elemente bestückt waren, musste erneut der Gewebefüller aufgetragen werden, um die gesamte Oberfläche zu verschließen. Nun wurde vorsichtig jede Platte mit Gummimilch getupft, damit die Krone schön glänzt. Die Gummimilch ist sehr flüssig und würde ohne den vorher aufgetragenen Gewebefüller in das Material einziehen und hätte keine Wirkung. Nachdem die Gummimilch angetrocknet war, konnte das Kronen-Duplikat mit goldenem Schlagmetall veredelt werden. Danach wurden alle Platten einzeln und von Hand miteinander vernäht werden. Hier und da mussten einige Steine noch einen farblichen Anstrich bekommen, um dem Original noch ähnlicher zu sein. Wie auch die Außenseite musste die Innenseite mit Gummimilch und Schlagmetall bearbeitet werden. Um die Krone am Kopf zu schließen, wurde ein Filz und Varaform – ein vielseitigse Formmaterial – über einen Rundkopf gezogen. Diese zwei Unterformen waren notendigt, um mehr Stabilität zu erzielen, da die Krones einiges an Gewicht mit sich bringt – zur Freude unseres Darstellers wiegt unser Duplikat aber immerhin weniger als die Hälfte des Originals.
Das Ganze wurde dann noch mit rotem Samtstoff bezogen und mit einem passenden Futterstoff abgefüttert. Danach konnte die Krone und der Innenteil des Kopfes mit einem dicken Garn zusammengenäht werden. Nun fehlte nur noch der Bügel der Krone. Dieser wurde, genau wie die Platten aus Decofil gearbeitet. Nach der Bearbeitung konnte der Bügel an die Krone angebracht werden.